Rollstuhl-Tischtennis

16. Mai 2024: Neufanger Kotschenreuther sensationell deutscher Vizemeister
Der Neufanger Rollstuhl-Tischtennisspieler Sebastian Kotschenreuther wurde deutscher Vizemeister. Foto: Hans Franz

Neufang/Sindelfingen, hf. Mit einem großartigen Erfolg kehrte der Neufanger Rollstuhl-Tischtennisspieler Sebastian Kotschenreuther von den diesjährigen Deutschen Meisterschaften zurück. In Sindelfingen schaffte er in seiner Wettkampfklasse nach 19 Jahren erstmals das Finale und kehrte mit der Silbermedaille in den Frankenwald zurück. Der Erfolg ist umso erstaunlicher, da er ohne Erwartungshaltung nach Baden-Württemberg gereist war.

Zum Start in die Einzelkonkurrenz traf der 44-jährige Abteilungsleiter des DJK/SV Neufang auf Heiko Hohner, mit dem er beim RSV Bayreuth auf Punktejagd geht und kürzlich als Meister der 2. Bundesliga den Sprung in die Beletage schaffte. Beide befanden sich zunächst auf Augenhöhe (12:10, 9:11), ehe Kotschenreuther das Geschehen an sich riss (11:4, 11:4). Den aufstrebenden Philipp Stöckeler vom TTC Frickenhausen hielt der Neufanger Bezirksklassenspieler überraschenderweise ebenso souverän in Schach (11:8, 11:8, 11:7), wie auch den unangenehmen Materialspieler Anton Pauli von der RSG Plattling (11:3, 11:3, 11:3). Gegen Jörg Schneider vom RSC Frankfurt verlor er den ersten Durchgang, steigerte sich aber enorm und verbuchte einen Vier-Satz-Erfolg (7:11,11: 9, 11:4, 11:4). Die abschließende 0:3-Niederlage gegen den Star der Rollstuhl-Tischtennisszene, Valentin Baus von Borussia Düsseldorf, konnte aufgrund der vorherigen vier Siege den Einzug des Neufangers ins Halbfinale nicht mehr verhindern.

Einen Krimi gleich kam hier das Match gegen Jörg Didion (RSC Frankfurt). Nach dem besseren Start für den Oberfranken (11:8), konterte Didion umgehend (7:11). Mit guten Aufschlägen und einer dominanten Rückhand ging Kotschenreuther erneut in Führung (11:8). Didion erwischte jedoch im vierten Satz wieder den besseren Auftakt und stellte mit einem deutlichen 11:3 den Satzausgleich her. Bis zum 3:3 wogte im Entscheidungssatz das Geschehen hin und her. Dann nahm Kotschenreuther seinem Kontrahenten beide Aufschläge ab und behielt die Führung. Beim 9:6 blockte er spektakulär und beendete den danach folgenden Matchball nach einer tollen Rally mit einer krachenden Rückhand aus voller Fahrt! Der zweifache Familienvater Kotschenreuther danach: „Gegen Jörg habe ich schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gewonnen. Es war aus mentaler Sicht die beste Partie, die ich in den vergangenen zehn Jahren gespielt habe. Nach 19 Jahren wieder in ein Finale bei der Deutschen Meisterschaft einzuziehen ist unglaublich und macht mich unendlich stolz.“ Allerdings war er im Endspiel gegen den zweifachen Weltmeister und amtierenden Paralympicssieger Valentin Baus erneut chancenlos (5:11, 3:11, 5:11). Dieser trainiert in Düsseldorf unter Profibedingungen, möchte in Paris seinen Titel verteidigen und ist im Rollstuhl momentan der wohl beste Spieler der Welt.

Im Doppel trat der Neufanger traditionell gemeinsam mit seinem Trauzeugen André Weidermann von der BSG Duisburg an. In der Vorrunde gab es einen 5-Satz Erfolg (11:8, 11:4, 8:11, 7:11, 11:6) gegen eine junge Paarung aus Frickenhausen und ein 3:1 (11:8, 6:11, 11:9, 11:8) gegen die Oldies Nicolay/Bliersbach von der RSG Koblenz. Am Ende der Vorrunde setzte es eine 1:3 Niederlage (11:8, 9:11, 6:11, 9:11) gegen Cetin/Müller (Koblenz/Winterscheid). Im Viertelfinale trafen Kotschenreuther und sein Partner auf die Formation Didion/Schneider (RSC Frankfurt). Beim Stand von 1:1 verspielten beide im dritten Durchgang eine 7:1 Führung. Erkämpften sich zwar danach den vierten Satz, um nach einer 6:3 Führung im Entscheidungssatz noch mit 8:11 den Kürzeren zu ziehen. Damit war das Aus besiegelt. Deutsche Meister wurden Valentin Baus und Thomas Schmidberger (Borussia Düsseldorf).

Da die Mixed-Partnerin von Kotschenreuther, Sabine Gottschalk, verhindert war, wurde auf eine Teilnahme an diesem Wettbewerb verzichtet.